Alles, was man zur digitalen Barrierefreiheit 2025 wissen muss

In einer zunehmend digitalen Welt ist der Zugang zu digitalen Inhalten und Dienstleistungen für alle Menschen von entscheidender Bedeutung. Digitale Barrierefreiheit ist nicht nur ein ethisches Gebot, sondern auch ein wirtschaftlicher Vorteil und eine gesetzliche Verpflichtung. Doch was bedeutet digitale Barrierefreiheit konkret, und wie können Unternehmen sie umsetzen?
Das alles erfahren Sie in diesem Artikel und noch viel mehr! Falls doch noch Fragen offen bleiben sollten, können Sie sich natürlich jederzeit bei uns melden.
Was bedeutet digitale Barrierefreiheit nochmal genau?
Digitale Barrierefreiheit beschreibt die Erfahrung von Menschen, IT-Lösungen wie Software, Websites etc. ohne Barrieren aufzufinden und nutzen zu können. Es geht darum, dass die uneingeschränkte Verfügbarkeit und Zugänglichkeit zur Informationstechnik für alle Menschen gewährleistet wird, unabhängig von Einschränkungen. Dazu gehören unter anderem Menschen mit Seh- oder Hörbehinderungen, motorischen Einschränkungen oder kognitiven Beeinträchtigungen. Um digitale Barrierefreiheit zu gewährleisten, müssen digitale Produkte und Dienstleistungen so gestaltet sein, dass sie von möglichst vielen Menschen genutzt werden können.
Für wen ist Barrierefreiheit relevant?
- Menschen mit Behinderung (Seh-, Hör-, motorische und kognitive Einschränkungen)
- Ältere Menschen
- Menschen, die nicht als „Digital Natives“ aufgewachsen sind
- Und somit auch für uns alle! Um als Gesellschaft und Gemeinschaft zu funktionieren, müssen wir garantieren, dass jeder die gleichen Möglichkeiten und Zugriffe bekommt. Es ist nicht zu vernachlässigen, auch wenn wir persönlich nicht direkt davon betroffen sind.
Warum sollte also meine Plattform digital barrierefrei sein?
Abgesehen von den offensichtlichen genannten Gründen, gibt es noch ein paar andere Argumente, die dafür sprechen, ihre IT-Lösungen so schnell wie möglich digital barrierefrei zu machen:
- Allen Voran aufgrund einer EU-Regelung die 2025 in Kraft tritt! In vielen Ländern gibt es bereits jenes Gesetz und in Deutschland ist es nun ebenfalls soweit: Nach den Regelungen des EN 301 549 muss ein barrierefreier Zugang zu Websites gewährleistet sein.
- Außerdem erschließen sie somit eine ganz neue Zielgruppe! Menschen, die vorher nicht die Möglichkeit hatten, ihr Produkt oder ihre Dienstleistung zu kaufen oder zu nutzen, könnten nun zu potentiellen Käufern werden. Sie erhalten somit auch wirtschaftliche Vorteile, besonders wenn die Umsetzung so schnell wie möglich erfolgt und Konkurrenten diesen Schritt noch nicht gegangen sind.
- Die Auswirkungen auf Ihre Marke und Unternehmenswerte sind ebenfalls bedeutend. Unternehmen, die digitale Barrierefreiheit ernst nehmen, demonstrieren Verantwortung und Engagement für gesellschaftliche Werte. Dies stärkt das Vertrauen und die Loyalität der Kunden. Wenn sie Inklusion und Gleichberechtigung in ihrem Unternehmen vertreten und gleichzeitig nicht barrierefrei sind, ist es natürlich fraglich, wie glaubwürdig diese Werte wirklich sind.
- Sie ermöglichen Menschen, die normalerweise Websites und Co. nur eingeschränkt nutzen können, eine bessere Lebensqualität und mehr soziale Teilhabe.
Was ist das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz genau und wer ist davon betroffen?
Zur Erinnerung: Am 28. Juni 2025 tritt das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz in Kraft. Dieses Gesetz verpflichtet alle Websites, Apps und ähnliche digitale Plattformen im B2C-Bereich, digital barrierefrei zu sein!
Zuvor war das Gesetz nur auf staatliche Seiten, wie z.B. die von Städten, bezogen. Nun betrifft es jedoch auch den Online-Handel. Das schließt nicht nur Online-Shops ein, sondern auch Websites, die beispielsweise Terminbuchungen anbieten oder Identifizierungsmethoden bereitstellen.
Folgendes solltest Sie zu dem Gesetz wissen:
- Produkte, die nach dem 28. Juni 2025 in den Verkehr gebracht werden, und Dienstleistungen, die nach diesem Datum erbracht werden, müssen barrierefrei sein.
- Kleinunternehmen sind nicht betroffen! Das bedeutet, dass sie weniger als 10 Mitarbeiter haben oder einen Jahresumsatz von weniger als 2 Millionen Euro erzielen.

Umsetzung der digitalen Barrierefreiheit
Falls Sie sich bisher noch nicht mit diesem Thema beschäftigt haben, besteht die Möglichkeit, dass Ihre Website oder App noch nicht den entsprechenden Richtlinien entspricht. Um in Zukunft rechtlich abgesichert zu sein, sollten Sie die Web Content Accessibility Guidelines (WCAG) befolgen. Diese definieren genau, wie digitale Barrierefreiheit im Web umgesetzt werden kann und welche Anforderungen erfüllt werden müssen.
Der WCAG hat drei Abstufungen definiert: A, AA und AAA. Nach dem Barrierefreiheitsstärkungsgesetz müssen die Stufen A und AA umgesetzt werden.
Die einzelnen Punkte können Sie hier nachlesen
Die Umsetzung geschieht tatsächlich überwiegend im HTML-Code. Hier müssen ARIA-Labels (Bezeichnungen für Elemente, wie Links, Buttons, etc.) und weitere Tags hinzugefügt werden, um eine Webseite digital barrierefrei zu gestalten.
Wie sieht eine barrierefreie Website eigentlich genau aus?
Zu Beginn können die einzelnen Punkte des WCAGs überwältigend und abschreckend wirken, weswegen wir Ihnen zunächst einen groben Überblick geben möchten. Um zu verstehen, worauf Sie genau achten müssen, sind hier einige wichtige Stichpunkte, die Ihnen helfen, ein besseres Verständnis für digitale Barrierefreiheit zu entwickeln:
- Ausreichende Farbkontraste und Zoomfunktionen
- Untertitel, Transkripte und Audiodeskriptionen
- Tastatursteuerung und Sprachbedienung
- Einfache Sprache und klare Strukturen
- Korrekte Auszeichnung von Überschriften, Alternativtexte für Bilder etc.
Damit wir uns besser vorstellen können, was darunter gemeint ist, lassen Sie uns die wichtigsten Punkte etwas genauer durchgehen. Wieso brauchen wir das alles und welchen Mehrwert haben diese Optimierungen?
Digitale Barrieren in Bezug auf Sehbehinderungen und Blindheit
Menschen mit Sehbeeinträchtigungen haben oft Schwierigkeiten, Inhalte zu erkennen und zu interpretieren. Zu wenig Kontrast sowie die Größe von Texten und Bildern können es sehbeeinträchtigten Personen erschweren, diese zu lesen oder zu unterscheiden. Auch Bilder, die wichtig für den Inhalt der Plattformen sind, können von Blinden nicht gesehen und somit verstanden werden.
Deshalb ist es wichtig, für jedes Bild einen Alt-Text zu hinterlegen, der beschreibt, was auf dem Bild zu sehen ist. Dies ermöglicht blinden Nutzern, den Inhalt über eine textliche Beschreibung zu verstehen.
Durch Screenreader können diese Inhalte dann vorgelesen werden. Sie werden verwendet, um den Text auf einer Webseite oder in einer App vorzulesen. Daher ist es essenziell, dass alle wichtigen Informationen textlich verfügbar sind. Zudem muss die richtige Reihenfolge der Inhalte im HTML-Code festgelegt werden, damit die Screenreader die Informationen in der korrekten Reihenfolge vorlesen können.
Außerdem müssen Kontraste überprüft werden, um sicherzustellen, dass sie ausreichend stark sind. Für Texte und ähnliche Inhalte sollte immer die Möglichkeit bestehen, diese zu vergrößern.
Digitale Barrierefreiheit in Bezug auf Gehörlosigkeit und Schwerhörigkeit
Auditive Inhalte auf Ihrer Website können problematisch für Menschen mit Hörbeeinträchtigungen sein. Audios und Videos sollten daher immer mit Untertiteln und Transkriptionen versehen werden. Eine weitere hilfreiche Alternative ist die Bereitstellung von Inhalten in Gebärdensprache.
Digitale Barrierefreiheit in Bezug auf motorischen Einschränkungen
Für Menschen, die ihre Hände nur eingeschränkt oder gar nicht nutzen können, kann die Bedienung von Maus oder Touchpad schwierig sein. Dasselbe gilt für die Nutzung von Fingern auf einem Smartphone. Daher ist es wichtig, dass Buttons und ähnliche Elemente nicht zu klein sind.
Hier kommt die Tastatur ins Spiel: Idealerweise sollte alles, was man mit der Maus machen kann, auch mit der Tastatur möglich sein. In der Praxis ist dies jedoch oft nicht der Fall. Viele Dinge wie Buttons oder Links sind über die Tastatur nicht ansteuerbar. Alle Steuerelemente müssen deshalb bedienbar sein. Auch das ist über den HTML-Code einstellbar. Die richtige Reihenfolge für die Ansteuerung sollte ebenfalls beachtet werden.
Digitale Barrierefreiheit in Bezug auf kognitive Einschränkungen
Hier geht es hauptsächlich um Menschen mit Lernbehinderungen. Komplexe Inhalte können schnell überfordernd sein, besonders wenn sie nicht in leichter Sprache formuliert sind. Deshalb sollte man darauf achten, stets eine klare und einfache Sprache zu verwenden und gegebenenfalls visuelle Unterstützung in Form von Infografiken oder Ähnlichem bereitzustellen.
Von Theorie zur Praxis: Ein paar Dinge zur Umsetzung
Die nachträgliche Umsetzung sollte nicht unterschätzt werden, denn um wirklich allen Menschen eine angenehme Erfahrung auf ihrer Plattform zu ermöglichen ist es wichtig, alle Schritte gewissenhaft zu überprüfen und zu implementieren.
Wenn sie gerade in der Entwicklung sind, empfehlen wie Ihnen, Barrierefreiheit gleich zu beginn im Entwicklungsprozess zu integrieren.
Digitale Barrierefreiheit ist kein Nice-to-Have, sondern ein Muss in der modernen digitalen Landschaft. Sie fördert Inklusion, erfüllt gesetzliche Anforderungen, bringt wirtschaftliche Vorteile und stärkt das Markenimage. Unternehmen, die digitale Barrierefreiheit ernst nehmen, investieren in eine nachhaltige und zukunftsorientierte Unternehmensentwicklung.